Heute kommt mal ein anderer Beitrag. Ein Beitrag, der sich nicht ums Malen dreht, sondern um das Leben. Ein Beitrag, der sich mit den schweren und negativen Dingen in unserem Leben befasst.
Als kreativer Mensch habe ich einen besonderen Drang zur Selbstkritik. Ich vergleiche mich mit anderen Künstlern und Kreativen und stelle ständig alles in Frage was ich kreiere. Ich sabotiere mich selbst und reagiere auf neue Möglichkeiten mit Angst. Ich bin quasi eine Expertin darin, mich klein zu machen.
Bei mir ist Angst wirklich ein Dauerthema. Angst, die vor allem dadurch hervorgerufen wird, dass ich denke, ich sei nicht gut genug. Und natürlich sind alle anderen Menschen besser als ich, in allem. Das versteht sich jawohl von selbst…
Diese eine Sache…
Vermutlich hast du auch diese eine Sache in deinem Leben. Ein Thema, das immer wieder auftaucht und dich ausbremst. Dieses eine Ding, das dich belastet, dir jegliche Motivation und Energie raubt und dich einfach nur verzweifeln lässt.
Es ist dabei völlig egal ob diese Sache ein Gefühl, eine Angewohnheit oder ein immer wiederkehrender Schmerz ist. Du wirst vermutlich auch nicht lange nach dieser einen Sache suchen müssen, du weißt ganz genau, wovon ich spreche.
Wie gesagt, bei mir ist es die Angst. Aber da ist noch mehr. Ich habe zum Beispiel auch seit Monaten Schmerzen im Brustwirbelbereich, welche häufig bis in den Nacken ziehen und dadurch tagelang Kopfschmerzen verursachen. Ich hasse diese Schmerzen. Sie schränken mich bei allem ein, was ich tun möchte oder muss.
Meine Angst und meine Schmerzen lähmen mich. Inzwischen habe ich eine Menge Frust angesammelt und wenn ich so über die verpassten Chancen und nicht umgesetzten Ideen nachdenke, dann kommen mir beinahe die Tränen. Diese Dinge sind negativ in meinem Leben und am schlimmsten ist, dass ich sie einfach nicht loswerden kann.
Und genau hier möchte ich ansetzen. Denn, will ich sie überhaupt loswerden?
„Will ich diese Sache wirklich loswerden?“
Ich meine mal ehrlich. Wir wissen doch alle, dass alles zwei Seiten hat, oder? Jede Meinungsverschiedenheit, jeder Sachverhalt, auf alles kann ich aus unterschiedlichen Perspektiven schauen. Aber bei diesen negativen Dingen in unserem Leben, da schauen wir nur mit der „ich-will-das-nicht-mehr-haben-Brille“ drauf.
Hast du schon mal versucht, die andere Seite zu sehen?
Wenn deine Standardseite die ist, dass du diese Sache in deinem Leben doof findest und sie loswerden möchtest, dann stell dir doch vielleicht mal die Frage, was an dieser Sache denn gut für dein Leben ist.
Sag nicht gleich „nichts“!
Das stimmt einfach nicht! Ich bleibe mal bei meinen beiden Beispielen. Fangen wir mit den Rückenschmerzen an.
„Was ist gut an diesen negativen Dingen?“
Ich bin ein sehr bequemer Mensch, andere würden wohl sagen, ich sei faul, aber ich versuche gerade, mehr darauf zu achten, wie ich mit mir spreche. Also, ich bin bequem. Ich weiß, ich müsste mehr Sport machen, mich viel mehr bewegen, weniger sitzen und mehr stehen und laufen. Aber, ach man, ich hab ja solche Rückenschmerzen. Lange stehen geht direkt in meine Wirbelsäule, da macht auch mein Hohlkreuz dann nicht lange mit. Tja, ist echt bedauerlich, aber da kann man halt nichts machen…
Kannst du es sehen? Ich bin bequem und ich brauch echt sehr lange, um mich zum Sport aufzuraffen. Meine Rückenschmerzen sind die perfekte Ausrede. Ich schiebe sie nicht vor, wenn ich einen schmerzarmen Tag habe, aber sie kommen mir auch nicht gerade ungelegen wenn ich eh ziemlich k.o. bin. Und das ist sie, die andere Seite meiner Schmerzen.
Meine Schmerzen bewahren mich davor, etwas tun zu müssen für das ich sehr viel Willenskraft benötige. Und ich könnte dir noch mehr Beispiele nennen, in denen ich, wenn ich mal ganz ehrlich in mich hineinhorche, vielleicht sogar ein bisschen froh bin, dass ich diese Beschwerden habe.
Es gibt Theorien, dass wir an solchen Dingen festhalten. Ja, vielleicht halte ich meine Rückenschmerzen fest, da ich so immer einen Grund (man kann es natürlich auch Ausrede nennen… wobei die Schmerzen schon real sind) habe, mich zu schonen. Ich kann diese These nicht vom Tisch wischen. Im Gegenteil. Ich glaube, dass es bei vielen Menschen und Erkrankungen ganz zutreffend ist. Am Ende schafft fast jede Erkrankung die Möglichkeit, sich zu schonen oder sich eine Auszeit vom Alltag zu nehmen.
Beispiel zwei ist meine Angst. Angst ist per se ja schon etwas negativ besetztes. Wobei auch dies vielleicht gar nicht ganz richtig ist, aber das ist ein anderes Thema.
Einmal die Seite wechseln, bitte
Angst soll uns schützen, richtig? Und wenn ich nun den Seitenwechsel vornehme und von meiner Standardansicht, dass mich meine Angst lähmt auf die Seite wechsle, von der aus ich genau das sehen kann, also die Schutzfunktion, dann muss ich auch hier eingestehen, es stimmt.
Meine Angst bewahrt mich davor, Dinge zu tun. Dies ist gerade schwierige zu erklären und ich hoffe, ich kann mich richtig ausdrücken.
Es gibt da zum Beispiel eine Sache, die ich seit einiger Zeit wirklich gerne machen würde, doch ich habe Angst. Ich habe die Angst immer als etwas Negatives gesehen, da sie mich davon abhält, diese Sache endlich anzugehen.
Wenn ich nun die Seite wechsle und mich Frage, welche Vorteile mir die Angst bringt, dann kann ich erkennen, dass sie dafür sorgt, dass ich Dinge wirklich überdenke und durchplane. Aufgrund meiner Angst bereite ich mich besonders gut vor und stürze mich nicht Hals über Kopf in alles hinein. Meine Angst lässt mich die Sachen hinterfragen und wird am Ende dazu führen, dass ich viel stärker sein werde wenn ich mein Ziel endlich angehe, als ich es jetzt gerade bin. Denn eins ist sicher, weder meine Angst, noch meine Rückenschmerzen werden für immer bei mir bleiben!
Kannst du es sehen?
Dreh deine Sache mal um, verändere deinen Standpunkt, denk mal quer und frage dich „was bringt mir dieses Gefühl“?
Als zweiten Schritt kannst du dann schauen, ob du die positiven Aspekte auch durch etwas anderes erreichen kannst. Oder du kannst hinterfragen, ob die vermeidlich positiven Seiten für dich persönlich wirklich positiv sind, oder ob sie lediglich eine Ausrede sind.
Wenn du bereit bist, die andere Seite zu betrachten, dann kannst du losgehen und mit diesem Gefühl, dieser Gewohnheit, dieser Sache arbeiten.
Also, worauf wartest du? Setzt dich hin, ändere deinen Point of View, schreib dir die Fragen und Antworten auf, tausche dich mit anderen aus und nehme den negativen Dingen in deinem Leben die Kraft!