Urban Sketching? Was ist das eigentlich?
Kurz – man skizziert Gebäude, Plätze oder markante Dinge, koloriert sie noch wenn man mag und hat am Ende ein richtig tolles und spannendes Bild dessen, was man vor sich gesehen hat.

Ich habe mich ganz spontan für einen Workshop im Urban Sketchen angemeldet. Unvorbereitet, ohne große Erwartungen und keine Ahnung, wer eigentlich dieser Till Lenecke ist. Till war unser Kursleiter. Und Till darf man durchaus kennen wenn man sich in diesem Bereich der Malerei bewegt.
Till ist Autor mehrere Bücher, Workshopleiter und Dozent für Urban Sketchen im Bereich Architektur. Also, nur für den Fall, dass du immer noch nicht auf seiner Seite warst, los jetzt!

Heute soll es aber natürlich nicht direkt und ausschließlich um Till gehen, sondern um den Workshop und das Urban Sketching als solches.
Getroffen haben wir uns alle um 10:30 in den Workshop-Räumen von Boesner am Lappan in Oldenburg. Es war schnell klar, dass wir nicht lange hier sein würden. Das Wetter war wunderbar, fast schon etwas zu sonnig, und somit ging es schnell in die Stadt. Ausgestattet mit verschiedenen Stiften von Faber-Castell und unseren Skizzenbüchern ging es zunächst zum Pferd.
Pferd? Ja, in Oldenburg steht ein Oldenburger, also ein Pferd. Das ist immer ein ganz guter Treffpunkt, so zentral in der Fußgängerzone. Wir starteten von hier aus und hatten jetzt jeder einer halbe Stunde Zeit um irgendetwas aufs Papier zu bringen. Es gab noch keine Anweisungen, Ziel war es nämlich, dass Till erst einmal einschätzen kann, wie eigentlich der Stand der Dinge ist.
Ich entschied mich, das Pferd zu malen – ein Fehler, wie sich schnell herausstellte. Aber diese Ecke hat ja noch mehr zu bieten und so versuchte ich mich anschließend am Turm des Lappans selbst. Also, erstes Learning in diesem Kurs: Beim Urban Sketching male besser keine Tiere, sondern Gebäude (wobei das mit etwas Übung natürlich auch dazugehören sollte).
Während wir also da so am Zeichnen waren passierte folgendes: Gefühlt jeder andere Stadtbesucher – es war Samstag, die Sonne schien, es war also sehr voll – schaut dich an. Das musst du also schnell ignorieren lernen und dieses ‚Mittelpunktgefühl‘ abstellen. Zweiter Punkt: Wir standen. Zum ersten Mal habe ich etwas im Stehen gezeichnet, mein Sketchbook in der einen Hand, die andere Hand freischwebend. Ab der zweiten Zeichnung saß ich dann auf dem Boden!
Till lief die halbe Stunde über immer von einem zum anderen. Er schlich sich an – danke dafür! Ich bin kein Freund davon, wenn mir jemand beim ‚Machen‘ über die Schulter sieht. Für mich fühlt es sich irgendwie nach Prüfung an. Du siehst also, ich habe mich bei diesem Workshop nicht nur meinen bis dahin nicht vorhandenen Sketching-Skills gestellt, sondern auch einigen Kopfblockaden. Das war bei Till aber auch echt easy. Er schlich sich an, schaute mir über die Schulter und lobte. Egal was ich gemacht habe, er fand es gut. Aber nicht auf so eine ‚ja ne is klar‘ Weise. Er lobte und ging auf die Eigenkritik, die ich aussprach, direkt ein oder gab von sich aus Hinweise, wie man die Grundskizze noch verbessern könne.
Ich weiß, ich wollte nicht mehr soviel von unserem Kursleiter erzählen. Aber für mich steht und fällt mein Lernerfolg mit der Person, die mir das neue Wissen vermitteln soll. Till gibt, soviel lass mich noch eben sagen, seine Workshops nicht nur in Oldenburg!
Nachdem wir also nun die erste Skizze auf dem Papier und bereits jeder etwas individuelle Unterstützung bekommen hatten, zogen wir ein paar Meter weiter. Hier bekamen wir die erste Einheit und Till skizzierte unser Motiv einmal vor. Wir waren sechs Frauen und jede hat das Motiv komplett anders umgesetzt. Während wir also auf dem Boden sitzend das Geschäft von Gina Laura zeichneten ging Till wieder rum und ergänzte und unterstütze jeden bei seinen individuellen Hürden. So mag ich das. Ich habe gelernt, was ich lernen musste und nichts anderes.
Für jeden von uns gab es andere Aufgaben um das Bild zu individualisieren. Till gab dies nicht am Anfang direkt vor. Durch sein geschultes Auge ergänzte er quasi im Zeichenprozess selbst unsere Bilder. Bei der einen kam ein bisschen Inneneinrichtung des Ladens hinzu, bei der anderen Farbe und die dritte malte den Brunnen vors Geschäft. Es war, als hätte man am Ende sechs Charakterbilder von ein und demselben Motiv. Stimmt irgendwie ja auch, da unsere Fähigkeiten und unser Tempo durch Till perfekt berücksichtigt und gefördert wurden.
Nach dem das doch recht einfache Gina Laura Geschäft fertig skizziert war kam die nächste Übung. Beim Urban Sketching zeichnet man häufig Gebäude und darauf konzentrierten wir uns jetzt auch ausschließlich. Till hatte sich als zweite und deutlich komplexere Übung ein altes Haus in der Innenstadt ausgesucht in dem im unteren Teil seit einigen Jahren Burger King eingemietet ist. Herrlich wie Till dies formulierte „dass ist das Burger KING Haus“ – schade, dass man Betonung nicht wirklich lesen kann…
Dieses schöne Haus hat unzählige Fenster. Wir lernten, dass es nicht darauf ankommt, jedes Fenster und überhaupt jedes Detail zu zeichnen. Viel wichtiger sind markante Ecken und die Wahl des Fokus‘. Wir legten unseren Fokus auf den Eingang. Kontrast, Details und Farbe machen dies möglich. Leicht gesagt, in der Umsetzung für mich jedoch gar nicht so einfach. Da merkt man eben die fehlende Übung, vor allem auch fürs Auge.
Nach der gemeinsamen Mittagspause ging es für uns weiter zum Marktplatz. Till hatte nämlich noch eine richtige Herausforderung für uns im Ärmel – das alte Rathaus…
So saßen wir da also und probierten uns an einer Seite des schönen Gebäudes, versuchten, Turmspitze und Marktwagen auf eine Seite unserer Skizzenbücher zu bringen und aus den schwarzen Linien einen ansehnlichen Sketch zu machen.
Farbe! „Farbe ist das Korsett, dass die Zeichnung zusammenfügt.“ So, oder so ähnlich waren Tills Worte um uns vom Einsatz der Farben zu überzeugen. Ich mag die Farben im Bild gerne und bin mir sicher, dass jeder zukünftige Urban Sketch von mir ein Korsett bekommen wird. Für mich macht Farbe das Bild interessant und lebendig.
Gegen 16:15 Uhr ging es zurück zu Boesner und es gab noch eine Nachbesprechung der Bilder. Till lobte unsere Bilder, sprach aber auch die Punkte an, die schwierig waren und ergänzte sogar noch das ein oder andere Bild. Am Ende hatten wir alle drei richtig tolle Bilder. Selbstgemalt!
Mir bleibt nur folgendes zu sagen: Danke Till für deinen Workshop und diese lockere und angenehm Art. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, ich habe was gelernt und hatte einen tollen Samstag!
Und wenn du jetzt denkst, dass will ich auch, dann ab auf Tills Seite und Workshop buchen. Es lohnt sich auf jeden Fall!
Willst Du vill,
sketch mit Till !
Hahaha, so in etwa liebe Kai. 🙂 Vielen Dank für meinen allerersten Kommentar!!!
Wie schmeichelhaft. Dank!
Sehr gerne!