Das Mops-Problem: 100 Möpse und ein Glaubenssatz

Ich hätte nie gedacht, dass ich mal 100 Möpse zeichnen würden… Aber ein Mops war einfach zu wenig…

Ich möchte dir heute erzählen, warum ich einen Mops 100 mal gezeichnet habe, denn eigentlich ist es das, was ich getan habe, oder tun wollte…

Ich habe ein tolles Video der Illustratorin Kasey Golden gefunden in dem sie einige Seiten eines 600-Blatt-Sketchbooks füllt. Unter anderem zeichnete sie Möpse und da ich diese so toll fand, wollte ich versuchen sie nachzumalen. Leider scheiterte ich dabei mit wehenden Fahnen.

Irgendwie sah das Hinterteil meines Mops eher aus wie das eines Schweins, die Beine waren hinten zu lang und vorne zu kurz und wüsste ich nicht, dass es ein Mops sein soll, ich würde die Rasse nicht erkennen…

Ich spreche von dem Mops oben links im Bild. Ein einfacher, stehender Mops. Man sollte meinen, dass es nicht sonderlich schwer ist, diesen zu zeichnen. Und das ich es nicht hinbekommen habe, hat mich richtig geärgert, wütend und traurig gleichermaßen gemacht und ich war mal wieder kurz davor, die Zeichnerei an den Nagel zu hängen…

Doch das habe ich nicht. Stattdessen forderte ich mich selbst heraus und entschied mich, diesen einen Mops 100 Mal zu zeichnen, mit dem Ziel, meine Mops-Malkünste zu verbessern.

Doch nicht nur die Form des Mopses machte mir Schwierigkeiten…

Das Problem hinter dem Problem war nämlich gar nicht der Mops. Ich meine, wie schlimm ist es denn wirklich, wenn man etwas zum allerersten Mal malt und es nicht so aussieht wie bei jemanden, der es vermutlich schon mehr als ein Duzend mal gemacht hat? Gar nicht schlimm, genau!

Und somit deckten diese Möpse das eigentliche Problem auf, das Mops-Problem sozusagen.

Das Mops-Problem war, dass ich es nicht ertragen habe, schlecht zu sein. Und mit jedem Mops den ich malte wurde dieses Gefühl, schlecht zu sein, oder, um es als Glaubenssatz zu formulieren, nicht gut genug zu sein, stärker und stärker. Jeder Mops schlug mit voller Wucht zu und schrie mir böse entgegen:

du bist nicht gut genug!

Ich musste hier also zwei Probleme gleichzeitig bearbeiten und genau darum geht es mir bei diesem Post: Oftmals ist nicht das offensichtliche, das vordergründige unser Problem. Mein Mops-Problem hat nur aufgedeckt, worum es eigentlich ging, nämlich um das Gefühl, etwas nicht zu können und darum, dieses Gefühl zu ertragen.

Mein 100. Mops ist genauso wenig perfekt wie mein erster. Irgendwo zwischendrin sind ein paar ganz gelungen Exemplare. Viel wichtiger ist aber, dass ich es geschafft habe mich zu verbessern, der Hintern sieht aus wie bei einem Hund, und ich sehe auch mehr den Mops als vorher. Aber selbst wenn das nicht so ist (ich meine, objektiv kann ich es selbst ja schließlich nicht betrachten), so bleibt doch, dass ich es geschafft habe, jeden umperfekten Mops zu ertragen und somit über dem Gefühl, nicht gut genug zu sein, zu versagen, zu stehen.

Das alle heißt nicht, dass ich beim nächsten schlechten Bild nicht auch wieder drauf und dran sein erde, meine Zeichenutensilien in die Tonne zu hauen. Ich bin eben ein impulsiver Mensch und ich kann das Gefühl, etwas nicht zu können (was mir aber einfach vorkommt), nicht gut ertragen.

Löse das Mops-Problem

Weißt du, ich schreibe hier zwar über Möpse, letztendlich geht es aber doch darum, zu lernen das Problem dahinter zu erkennen und damit zu arbeiten. In meinem Fall ist es ein negativer Glaubenssatz der sich, wie die meisten, in meiner Kindheit gebildet hat. Sobald ich etwas vermeintlich einfaches nicht hinbekomme, oder bei Dingen, die ich eigentlich kann (oder können sollte) Fehler mache ploppt diese riesige Reklametafel in meinem Kopf auf und verblendet mir mit den in neonroten Leuchtbuchstaben geschriebenen  Wörtern „du bist nicht gut genug“ die Sicht.

Bei meinem Mops-Problem habe ich mir diese Tatsache bewusst gemacht. Ja, ich bin nicht gut im Möpse-Zeichnen, ich sehe es hier schwarz auf weiß. Ich brauche mir nichts vorzumachen. Aber ich hatte ein Ziel, ich wollte mich verbessern und zwar indem ich 100x den gleichen Mops zeichne. Wieder und wieder.

Dafür habe ich mich mit meinen Fehlern auseinandergesetzt. Die Beine, die Schnauze, der Winkel, die Rundungen, usw. Ich habe analysiert, hinterfragt und konnte somit beim nächsten Mal etwas anderes probieren.

„Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ © Albert Einstein

Mit jeder Veränderung an meiner Zeichnung wurde ich ein ganz kleines bisschen besser und weißt du, was das heißt? Aus „ich bin nicht gut genug“ wurde nach und nach, von Mops zu Mops, ein „ich bin noch nicht gut genug“. Und das macht einen riesen Unterschied. Das „noch“ impliziert nämlich, dass ich mich verbessern kann und nimmt somit meinem Glaubenssatz den Wind aus den Segeln.

Also, wie löst man nun das Mops-Problem: In dem man das Problem analysiert, hinterfragt und etwas verändert. Geduld und Ausdauer ist das, was du mitbringen musst.

Glaub jetzt bitte nicht, dass ich das ganz easypeasy gemacht habe. Ich habe zwei Möpse gemalt und dann wieder aufgehört. Ich habe während der Malerei folgendes geschrieben:

Warum ist es so schwer? Was ist mein Problem? Ich muss doch nur den Stift auf dem Blatt Papier bewegen. Vor. Zurück. Was hindert mich daran es einfach zu tun?

Zwei Hunde und schon greife ich wieder zum Handy. Ob es wohl etwas Neues bei Instagram gibt? Nein. Aber vielleicht bei Facebook. Nein, auch nicht. Na dann eben die Mails… oh, auch schon alle gelesen…

Ok. Komm, 100 Hunde. Das schaffst du. 15 noch dann hast du die Hälfte voll. Einen Hund später habe ich schon wieder mein verfluchtes Handy in der Hand. Immer noch nichts Neues bei Insta. Komisch aber auch. Na, mal gucken was die Suche so an neuen Vorschlägen für mich parat hat. Oh, auch schon fast alles gesehen. Kaum zu glauben…

Ich mal den nächsten Hund. Und wundere mich, dass er nicht besser ist als der vorherige. Irgendwie schaffe ich es, noch einen zweiten zu zeichnen. Puh, jetzt erst mal Füße hoch und – richtig, Handy in die Hand. 

Man könnte nun meinen, ich sei Handysüchtig. Vielleicht bin ich das auch. Aber aktuell ist das gar nicht das Problem. Ich weiß, schwer zu glauben. 

Das Problem ist, dass ich das Gefühl des Scheiterns nicht ertrage. Und ich scheitere. Mit jedem Mops den ich male sehe ich meine Unfähigkeit den Bleistift elegant über das Papier zu führen ganz genau vor mir. Schwarz auf weiß sozusagen. Ich sehe: zu lange Körper, zu dicke Hinterteile, zu kurze Beine, zu große Köpfe, schiefe Ohren, Klumppfoten, Haltungsschäden. Manche der Hunde erinnern eher an Schweine… Ich sehe auf dem Blatt Papier vor mir genau eine Sache: ich bin nicht gut. 

Da hilft auch kein „also ich könnte das so nicht“ von meiner Kollegin oder ein „man sieht wirklich die Veränderung“ von meinem Freund. Ich sehe 40 gezeichnete Möpse und keiner davon ist gut. Nicht ein einziger. 

Bin ich zu streng mit mir? Ja. Sicher bin ich das. Jedem anderen würd euch sagen, wie cool die Hunde aussehen. Nur eben mir selbst nicht. 

Dieser Mops zwingt mich in die Knie. Ich will dich nur einen einzigen guten Mops illustrieren. Und zwar bitte genau so süß, cool und perfekt wie die Künstlerin bei der ich ihn gesehen habe! Aber stimmt das so? Nein. Tut es ja noch nicht einmal. Bei meiner Vorlage gefallen mir die Beine und vor allem die Pfoten überhaupt nicht. Meine Vorlage ist nicht perfekt. Aber mein Mops muss es sein?

Ich merke ja selbst wie irrsinnig das ist und welche hohen Erwartungen ich da an mich stelle. Aber ich kann nicht aus meiner Haut. Es ist, als wäre da ein Megafon in meinem Kopf das immer wieder brüllt „du bist nicht gut genug“. 

Der Mops macht mich fertig…

Glaubenssätzen und Selbstzweifel, die während des Zeichnen oder Malens auftauchen, beschäftigen mich immer wieder. Und immer wieder werde ich sie anpacken müssen. Wichtig ist eben, dass man sich nicht selbst glaubt und nicht aufgibt wenn man so einen verdammt süßen Mops zeichnen möchte!

 

 

Das Mops-Problem, gibt es so etwas bei dir auch? Wie würde es bei dir heißen? Was für ein Problem hast du und steckt dahinter vielleicht noch ein ganz anderes Problem? Ich freue mich über den Austausch mit dir!

 



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